2024-25

singing

operette

"Jetzt ist Zeit zur Lustbarkeit"

"Alle maskiert"

Ouvertüre

"Treu sein, das liegt mir nicht"

Mateo

Großes Haus

Bühne

Licht

Pappacoda

Inszenierung

Constantia Testaccio

Musikalische Leitung

Georg Testaccio

Guido von Urbino, genannt "Herzog"

Annina

Ciboletta

L' Annunciatore

Choreografie

Kostüm

Chor

Dramaturgie

Bartholomäus Delacqua

Agricola Barbaruccio

Enrico Piselli

Caramello

Barbara Delacqua

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Eine Nacht in Venedig

2023-24

Programmheft zu "Eine Nacht in Venedig"

Unvergessliches Zuckerstückchen mit viel Humor

<div>Mit der Operette „Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß präsentiert das Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen zum Ende des Jahres ein echtes Zuckerstückchen, einen unvergesslich schönen Abend mit einer guten Portion Humor zum Genießen, wie aus einem Guss. Regie führte Generalintendant Michael Schulz persönlich. Sollte man dieser grandios gelungenen Inszenierung nicht lieber den Zusatz „nach Johann Strauß“ dem Titel anhängen? „Eine Nacht in Venedig“ gibt es in vielen Fassungen. Die Gelsenkirchener ist nicht einer bestimmten zuzuordnen, sondern schwerpunktmäßig die Bearbeitung von Erich Wolfgang Korngold, sowie ein Mix aus mehreren zusätzlichen Melodien von Oskar Strauß, Vivaldi, Mozart und sogar Filmmusik von Fellini. Erfunden ist der Klavierspieler auf der Bühne. Mit „Azzurro“ hat man eine Art Klammer geschaffen. Herausgekommen ist ein extrem süffiger Abend ohne eine einzige Schwäche, sehr unterhaltsam und kurzweilig. Michael Schulz hat es vorzüglich geschafft, den Operettenstoff aus dem 18. Jahrhundert inhaltlich in die Gegenwart zu transportieren, ohne ihm dabei den Charme zu entziehen. Bei ihm ist es ein Kampf der Frauen gegen die Männer, ausgetragen in einem italienischen Restaurant. Warum soll sich der Herzog (Adam Temple-Smith), nur weil das Geld hat, seine Sexgefährtinnen einfach so aussuchen dürfen? Auf der Bühne wirkt er wie ein moderner Lebemann im weißen Anzug, einem pinkem Hemd, blondierten Haaren und leicht dümmlich. Keine der Männerrollen kann es rein geistig mit den Frauenrollen aufnehmen. Von den Frauen bekommt der Herzog stets Gegenwind. Sie wickeln ihn geschickt um den Finger, flößen ihm Angst ein. Gegen Ende wird das Thema noch einmal szenisch besonders gelungen vertieft. Sie wurden oftmals erniedrigt, vorgestern, gestern und heute immer noch. Als Hexen hat man sie verbrannt. Jetzt mixen sie den grün dampfenden Hexentrunk an, um die Dinge zu verändern. Dieser Abend ist so reich an schönen Details, dass man mit allen Sinnen zu jeder Sekunde aufmerksam dabei bleiben muss. Dazu bei trägt insbesondere auch das verzückende Bühnenbild von Beata Kornatowska, das u. a. mit zwei Bars, einem privaten Séparée und vielen sehr stilvollen Elementen wie modernen Möbeln, einer zweigeteilten Showtreppe und einer schicken Drehtür punkten kann. Besser geht es kaum, auch beim Licht. Alles öffnet sich nach und nach und gibt wunderbar die Ebenen frei. Der viele Platz wird auch benötigt, denn neben den Solisten bewegt sich der Chor häufig mit auf der Bühne. Die einzelnen Bereiche erleichtern zudem die Wahrnehmung der einzelnen Figuren. Wer ist wer und wer gibt sich als wen aus? Was bei der Leselektüre kompliziert klingt, ist auf der Bühne gut zu differenzieren. Welcher der verschiedenen Barbaras ist der lüsterne Herzog gerade mal wieder erlegen? Musikalisch ist dieser Abend erstklassig von Giuliano Betta und der Neuen Philharmonie Westfalen umgesetzt. Manchmal wirkt es herrlich barock. Man meint neben den süßlichen Violinen ein Cembalo zu hören. Die Partitur kann sich aber auch großen, extrem rhythmischen Klangvolumen aufbäumen, ein echter Ohrenschmaus, wie auch die Stimmen und die Choreinlagen. Man spürt als Besucher regelrecht die große Lust der musikalischen Akteure, diese Inszenierung opulent zu präsentieren. Ein ganz dickes Lob geht auch an die Kostüme von Renée Listerdal. Allein der Chor hat gefühlt drei verschiedene Aufzüge, die alle überzeugen. Es wirkt farbig und fantasievoll, aber niemals albern überdreht. Aus dem Koch wird der Clown, der am Ende von einem eigenen Restaurant träumt. Dann wird mit allesamt ausgelassen Karneval gefeiert, zu wundervollen Klängen von „Granada“, auch das eine spezielle Gelsenkirchener Idee. Was für ein großes Finale einer fantastischen Inszenierung, die in keiner Sekunde auch nur einen Schwachpunkt offenlegt! Ein mehrfaches „Bravo“ für alle Beteiligten. Sehr viel Mühe hat man sich wieder mit dem mit Lichterketten geschmückten Weihnachtsbaum im großen Foyer gegeben, der jedes Jahr zu den schönsten im Ruhrgebiet zu zählen ist.</div>

Abenteuer Ruhrpott

Macho-Männer haben hier nichts zu lachen

<div>„Eine Nacht in Venedig“ von Johann Strauß hat – wie viele Operetten – ein grundsätzliches Problem: Ihre eingängigen bis schmissigen Melodien treffen auf in punkto Geschlechterrollen fragwürdige Texte. Michael Schulz geht es deshalb in seiner, bei der Premiere am Samstag stürmisch gefeierten Inszenierung am Musiktheater im Revier wesentlich darum, allen Macho-Männern und Möchtegern-Casanovas die Leviten zu lesen.Zur Wortführerin macht er Barbara, die junge Frau des alten Senators Delacqua, hinter der nicht nur der Lebemann Guido von Urbino her ist. Resolut stimmt Lina Hoffmann dabei das Chanson „Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben“ an, obwohl das aus der Operette „Eine Frau, die weiß, was sie will“ von Oscar Straus stammt. Später erhebt sie das Wort gegen alle Männer, die immer noch meinen, nach Belieben über Frauen verfügen zu dürfen. In einer eingefügten Barockarie des Venezianers Vivaldi hat sie die Hosen an – neben vier weiteren Sängerinnen, darunter Alfia Kamalova mit perlenden Koloraturen.Gelsenkirchens Hausherrn Schulz gelingt in Zusammenarbeit mit Beata Kornatowska (Bühne) und Renée Listerdal (Kostüme) eine fantasievolle, bunte, turbulente Produktion. Venedig-Flair allerdings gibt es kaum, denn Ort der Handlung ist ein „Ristorante di Venezia“, in dem mehr deutscher als venezianischer Karneval gefeiert wird.Überflüssig und auch nur bedingt witzig sind kurze Sprechpassagen in Dialekten. Erheiternder ist da, wenn die Französin Margot Genet als Fischermädchen Annina eine muttersprachliche Tirade loslässt. Adam Temple-Smith beginnt als Guido von Urbino dynamisch etwas unausgewogen, steigert sich aber im Laufe des Abends. Benjamin Lee als sein Liebeskurier Caramello überzeugt mit warm timbriertem, deutlich artikulierendem Tenor.Aufgepeppt wird die von Giuliano Betta schwungvoll dirigierte Operette durch Gassenhauer wie „Azzurro“ und „Granada“ sowie weitere Arien. So wird die Rolle des Delacqua aufgewertet durch die Klage „Sie hat mich nie geliebt“ aus Verdis „Don Carlos“, die Urban Malmberg klangvoll auf Italienisch vorträgt. Und, weil sich der Name des Makkaronikochs Pappacoda so schön auf Papageno reimt, darf Martin Homrich mit Bele Kumberger auch noch das Schlussduett aus Mozarts „Zauberflöte“ anstimmen.</div>

Recklinghäuser Zeitung

<div>Die letzte Gelsenkirchener „Nacht in Venedig“ liegt schon 26 Jahre zurück. Aus Anlass der Bundesgartenschau gab es 1997 eine Open-Air-Produktion im Amphitheater am Rhein-Herne-Kanal. Einige der damaligen Gelsenkirchener Nachwuchstalente wie Anja Harteros, Nikolai Schukoff und Gerhard Siegel sind heute gefragte Stars. Damals inszenierte Dick Top bunt und überdreht, jetzt führt Intendant Michael Schulz Regie, holt auch eine Gondel von damals aus dem Fundus, versucht das Stück aber ernst zu nehmen und mehr aus dieser Operette zu machen, als eigentlich drinsteckt.Im Bühnenbild von Beata Kornatowska spielt „Eine Nacht in Venedig“ in einem italienischen Edelrestaurant in Gelsenkirchen. Das erinnert an Dietrich Hilsdorfs legendäre Essener „Carmen“ von 1998, die auch in einer spanischen Kneipe im Ruhrgebiet spielte. Die Bühnenbildnerin hat ein opulentes und sehenswertes mehrstöckiges Restaurant mit Bars, Sitzbereichen und Küche entworfen.Regisseur Michael Schulz wertet das umfangreiche Personal des Stückes durch große Dialogszenen auf, wobei das Programmheft nicht verrät, ob er selbst oder Dramaturgin Anna-Maria Polke für die Texte verantwortlich ist. Jedoch wird hier anspielungsreich und munter aus der Kultur- und Weltgeschichte zitiert. Das bestens aufgelegte Gelsenkirchener Sängerensemble, das hier fast komplett auf der Bühne steht, demonstriert seine schauspielerischen Qualitäten, sodass Tempo und Pointen genau sitzen. Eine Straffung und Verzicht auf Nebenfiguren hätten der Aufführung aber gutgetan, denn man weiß nie so recht, ob man jetzt in einem Schauspiel mit Gesangseinlagen oder einer Operette mit viel zu langen Dialogen sitzt.Aus dem Herzog Urbino wird ein Unternehmer und Playboy, von dem sich die Männer des Stückes einen sozialen Aufstieg erhoffen. Dafür sollen notfalls auch deren Frauen auf die amourösen Angebote des Herzogs eingehen, wobei diese aber ihr eigenes Ding machen. In den Partien des Herzogs und seines Dieners Caramello verfügen Adam-Temple-Smith und Benjamin Lee über schöne und leichte Tenorstimmen, lassen aber Schmalz und Glanz vermissen. Mit heldentenoralen Aufschwüngen überzeugt Martin Homrich, als Koch Pappacoda, in den schnellen Passagen bleiben seine Texte aber unverständlich.Die Reihe der emanzipierten Frauen wird von Margot Genet als Fischerin Annina angeführt. Mit selbstbewussten und gut gerundeten Sopran preist sie ihre „Frutti di Mare“ an. Mezzo Lina Hoffmann gibt die Senatorengattin Barbara mit laszivem Mezzo und darf sich bei „Warum darf eine Frau denn kein Verhältnis haben“ auf dem Klavier räkeln. Das Chanson ist aus „Eine Frau, die weiß, was sie will“ von Oscar Strauss entnommen, fügt sich aber im Gegensatz zu dem, was das Publikum dann im 3. Akt erwarten sollte, logisch in das Stück. Mit leichtem und spritzigen Sopran singt Bele Kumberger die Ciboletta.Eine unterhaltsame Satire auf die Ampelkoalition ist das Senatorentrio: Urban Malmberg gibt als Delaqua den „alten, weißen Mann“, während Anke Sieloff als Agricola Barbaruccio auf Gendergerechtigkeit achtet, ohne dabei platt zu werden. Hagen-Goar Bornmann spielt den Georg Testaccio als verbissenen Jungkonservativen. Am Pult der Neuen Philharmonie Westfalen setzt Giuliano Betta nicht auf pauschaler Walzerseligkeit, sondern lässt die Strauß-Partitur mit vielen Feinheiten differenziert ausspielen.Im 3. Akt kann Regisseur Michael Schulz das, was er inszenieren möchte, offensichtlich nicht mehr mit der Musik auf die Bühne bringen, die Johann Strauß komponiert hat. Stattdessen gibt es eine nervige Collage: Die Damen singen eine Rache-Arie aus Vivaldis „Juditha triumphans“, Senator Delaqua stimmt König Phillips Klage-Arie aus Verdis „Don Carlos“ an, und das Kneipenpärchen singt das Papagena-Papagena-Duett aus Mozarts „Zauberflöte“. Außerdem wird noch das Liebesgedicht „Geständnis“ von Robert Gernhardt rezitiert. Weil sich der Herzog schließlich entschließt, im spanischen Granada auf Frauenjagd zu gehen, gibt es zum Finale den Gassenhauer von Augustin Lara.Insgesamt erlebt man Inszenierung, die intelligent gedacht ist, aber in einem konzeptionellen Durcheinander endet. </div>

Eine Nacht in Venedig

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Macho-Männer haben hier nichts zu lachen

Eine Nacht in Venedig

Unvergessliches Zuckerstückchen mit viel Humor

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