2023-24

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Was uns hält

Programmheft zu "Was uns hält"

Tanzstück für die ganze Familie

<div>Ein Mädchen (Louise Hertog) wartet. Endlich kommt der Bus, in dem sich bereits einige Passagiere befinden, und sie steigt ein. Eine Haltestelle später erreicht ein Junge das Fahrzeug erst in allerletzter Minute. Hinter dem Fahrer sitzt jemand, der intensiv in einem Buch liest. Sich aber sogleich gestört fühlt, wenn ihr jemand allzu neugierig über die Schulter blickt. Entspannt auch der junge Fahrgast, der laufend auf seinem Smartphone scrollt. Einer weiter hinten ist eingenickt, ihn kann keine Kurve aus seiner Position schleudern. Das ist bei der Dauer-Telefoniererin in der Mitte, die sich nur mit einer Hand an einer Schlaufe festhält, ganz anders. Und als der Fahrer abrupt bremst, kullern alle übereinander…Mit einer herzerfrischenden Pantomime beginnt das Tanzstück „Was uns hält“, umjubelte Uraufführung war am 9. Dezember 2023 im Kleinen Haus des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier. Mit der Choreografie des jungen Schweizers Marioenrico D’Angelo für die ganze Familie lädt die MiR Dance Company Menschen ab zehn Jahren ein, sich darüber Gedanken zu machen, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt entsteht, welche Bedeutung Familie und Freunde haben und wie Kinder und Heranwachsende ihre ganz eigene Position im Miteinander finden und definieren können.Alltagsszenen, mit enormer Schnelligkeit virtuos angedeutet, erzählen vom täglichen Leben von Kindern und Jugendlichen. Von besagter Fahrt im Bus über Rangeleien auf dem Schulhof bis zum Wechselbad der Gefühle beim gemeinsamen Verfolgen einer Fußballübertragung im Fernsehen. Dieser kaleidoskopartige Bilderbogen aus virtuosen (Camilla Bizzi) und geradezu artistischen Soli (Urvil Shah), nicht immer nur harmonischen Pas de deux und flotten Gruppenchoreographien wird ergänzt durch Kostproben klassischen Tanzes von höfischer Strenge bis hin zu fließender Harmonie.Unterlegt mit zumeist fröhlicher Musik aus dem Off (Sounddesign: Federica Cino) von heiteren Barockklängen über Mozarts „Kleine Nachtmusik“ bis hin zu heutigen Rhythmen wird die verbindende Kraft der Bewegung, werden Stärke und, wenn nötig, auch Trost, die das Kollektiv jedem Einzelnen geben kann, erlebbar. Wie auch die Schönheit einer harmonischen Gruppe, etwa wenn Dex van ter Meij und Urvil Shah in einer mitreißenden Pullover-Choreografie förmlich miteinander verschmelzen.Der junge, 1991 in Avezzano in den italienischen Abruzzen geborene, heute in Bern lebende Tänzer und Choreograf Marioenrico D’Angelo, zusammen mit dem MiR-Dance-Chef Giuseppe Spota auch für die Ausstattung verantwortlich, lässt zum guten Schluss auftischen: Pizza und Wein beschließen einen mitreißenden, knapp einstündigen Tanzabend für die ganze Familie, der das Zeug zur Einstiegsdroge für bisher diesem Genre eher fremd gegenüberstehende Jugendliche hat.</div>

halloherne.de

Nur die Gemeinschaft trägt uns alle miteinander

<div>Dicht gedrängt stehen sie im ruckelnden Bus und schauen auf ihr Handy. Alle, bis auf einen, der schläft. Sie fahren zusammen und sind doch isoliert und allein: eine ganz alltägliche Szene. Diesmal allerdings pantomimisch dargestellt von der Dance Company des Gelsenkirchener Musiktheaters im Revier. Erstmals produzierte das Tanzensemble mit „Was uns hält“ eine Choreographie für junge Menschen ab zehn Jahren. Die Botschaft bei der Premiere im Kleinen Haus kam an, großer Jubel.Die knapp einstündige Choreographie von Marioenrico D’Angelo überzeugt mit erzählerischen wie abstrakten Momenten. Mit nur sechs Tänzerinnen und Tänzern untersucht sie die Frage, was Menschen zusammenhält, was aus Individuen eine starke Gemeinschaft macht. Die Produktion setzt auf gesellschaftlich relevante Themen, die junges und erwachsenes Publikum betreffen, sie ist aber auch einfach ein ästhetischer Genuss, humorvoll und tänzerisch auf hohem Niveau. Die Compagnie glänzt in beeindruckenden Soli und in wunderbar synchronen, kraftvollen Ensembleleistungen.Zurück zur mit elektronischen Klängen unterlegten Busfahrt: Der Fahrer verhindert mit einer Vollbremsung in letzter Sekunde einen Auffahrunfall. Erst in dem Moment registrieren die durcheinander purzelnden Menschen aufschreiend, dass sie nicht alleine sind.Es folgt ein bunter szenischer Reigen, in dem die Akteure in jugendlichem Alltags-Outfit einen gemeinsamen Rhythmus finden. Wenn zum leicht verfremdeten türkischen Mozart-Marsch (gelungenes Sounddesign Federica Cino) die Beine flott durch die Luft fliegen, dann reicht das Ausbrechen nur eines einzigen Tänzers, dass die Einheit nicht mehr funktioniert. Es trägt nur der Zusammenhalt.Aber auch das Individuelle findet auf der komplett leeren, dunklen, vom Spiel nicht ablenkenden Bühne starken Ausdruck, wenn ganz unterschiedliche Tanzpersönlichkeiten wie Camilla Bizzi, Marie-Louise Hertog, Chiara Rontini, Urvil Shah, Dex van ter Meij und Joonatan Zaban in zarten und energiegeladenen Soli ihr Forum bekommen. Schöne Idee und sehr akrobatisch getanzt: Zwei Gegner schlüpfen, vom Kampf ermattet, in einen einzigen roten Pullover und bewegen sich so nur noch gemeinsam.Gemeinsam singen, zusammen tanzen, vor dem Fernseher mit dem Fußball-Team mitfiebern: All das, so dokumentiert das Stück, hält uns zusammen. Und wenn der Jubel im Schalke-Trikot zur „Blau und Weiß“-Melodie verklungen ist, dann eint die Menschen im Schlussbild das gemeinsame Mahl. Eine Choreographie, die sowohl Jugendliche als auch Erwachsene erreicht.</div>

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Kultur)

Was uns hält - Trailer

Marioenrico D’Angelo

Giuseppe Spota

Was uns hält

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