2024-25

musical

dancing

singing

Don Giovanni

Girls, Girls, Girls

You are so beautiful

Musikalische Leitung

Dramaturgie

Die Frau

Bühne und Kostüm

Inszenierung

Licht

Männer

Kleines Haus

2014-15

Wunderbares Bühnenspektakel als QuotenHit

Aus Franz Wittenbrinks Lieder-Klassiker „Männer“ wird am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier ein Fußball-Abend. Die spritzige, musikalisch üppige und szenisch rasante Inszenierung hat das Zeug zum Quotenhit und Kassenschlager.

Diese „Männer“ sind der Hit. In Franz Wittenbrinks Fußball-Liederabend aus dem Jahre 1997 haben die singenden Macker und Mama-Söhnchen, die Rocker und die Rentner längst Kult-Status erreicht. Um diese herrliche Revue-Vorlage zu versemmeln, müsste man schon vieles verkehrt machen. Das Musiktheater im Revier macht alles richtig. Die spritzige, musikalisch üppige und szenisch rasante Inszenierung von Thomas Weber-Schallauer wurde nach der Premiere im Kleinen Haus mit minutenlangem Jubel belohnt.

Auch wenn sich die Lieder kaum um König Fußball drehen, bringt Weber-Schallauer konsequent acht Sportsfreunde an einem Bundesliga-Tag zusammen. Und da der FC Schalke 04 nur ein paar Meter weiter um Punkte kämpft, sind alle Mannen Königsblaue und weht die Vereinsfahne über der Szene. Die gestaltete Britta Tönne im detailverliebten, charmanten Retro-Look als nostalgische, bunte Revierkulisse zwischen Klischee und Realität. Dreh- und Angelpunkt dieser prolligen Männerwelt ist Uschis Kiosk „Zur scharfen Ecke“ an der Emmastraße, wo sich die Typen zum Fußballgucken treffen. Als die Partie verloren geht, beginnt das schauspielerisch und musikalisch wunderbar abgedrehte Bühnenspektakel. In 35 neu arrangierten Songklassikern aus Schlager-, Rock-, Pop-und Opernszene sezieren acht skurrile Figuren und ein Klavier anrührend, sentimental und komisch die männliche Seele.

Die Inszenierung lebt von ihrem drallen Typenkabinett, von ausgewachsenen Opernsängern, die auch prall schauspielern können und selbst Kalauer noch in Delikatessen verwandeln. Es glänzen E. Mark Murphy als Schalke-Fan in Kutte, Joachim G. Maaß als Knebel-Spießer mit Hütchen und Popeline-Jacke, Philipp Werner als friedensbewegter Gutmensch und Piotr Prochera als Hard-Rocker. Dazu gesellen sich nicht minder komisch Klaus Brantzen, der flotte Opa, Michael Dahmen im Manager-Outfit mit Teddybär im Aktenkoffer, Jacoub Eisa und Christian Henneberg. Nicht zu vergessen Katja Boostim Cindy-aus-Marzahn-Outfit als Kioskfrau. Aufmerksam begleitet werden sie alle am Klavier von Kapellmeister Thomas Rimes, der den Spaß zügig vorantreibt.

Die Männer erzählen in bekannten Liedern von „I’m a Tiger“ über „Sexmaschine“, Heintjes „Mama“ bis hin zu Mozarts „Don Giovanni“ von Seelenpein, Nöten und Hoffnungen. Und wenn die eingeschworene Gemeinschaft auch noch mit den „Toten Hosen“grölt „Ich würde nie zum FC Bayern München gehen“, spätestens dann haben sie den ganzen Saal.

Nach „Cabaret“ in der vergangenen Spielzeit haben nun die „Männer“ das Potenzial zum Quotenhit und Kassenschlager.



Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Kultur)

Lass Dich überraschen....

Wenn im Leben alles im immer so einfach wäre, wie den absoluten Renner der noch jungen Spielzeit am Musiktheater im Revier (MiR) zu finden, hätte das Leben wenig Spannung zu bieten. Doch die Premiere am Samstagabend war ein solcher Genuss, dass kaum ein Zweifel übrig bleibt: Der „Männerabend“ wird der Renner am MiR! Kennen Sie das Gefühl, dass man ohne große Erwartung eine Veranstaltung besucht und am Ende hochgradig begeistert wieder heraus geht?

Natürlich informiert man sich im Vorfeld ein wenig über das, was man sich im Musiktheater ansehen wird. Und klar, macht man sich Gedanken, aber am Ende kann man sich doch nicht vorstellen, wie es sein wird, wenn acht Männer und eine Frau nur mit Klavierbegleitung einen ganzen Abend bestreiten, der sich rund um das Thema „Männer“ dreht, bei dem aber nur gesungen und nicht gesprochen wird.....
Das, was Thomas Weber-Schallauer dann aber aus der Vorlage von Franz Wittenbrink auf die Bühne bringt, strapaziert die Lach- und Bauchmuskeln, rührt zu Tränen und bietet einen tiefen Einblick in die Seele der Männer, die doch einfach nur die etwas schlechteren Frauen sind, wenn sie sich hinter ihrer Macho-Fassade verbergen. Auch sie brauchen mal eine Schulter zum Ausweinen, einen Mann zum reden, einen Teddybären zum Knuddeln und eine Frau wie Mamaaaaa......

Und das alles erreichen Michael Dahmen, Joachim G. Maaß, E. Mark Murphy, Piotr Prochera, Klaus Brantzen, Jacoub Eisa, Christian Henneberg, Philipp Werner und Katja Boost „nur“ durch ihren traumhaften Gesang, denn gesprochen wird wie gesagt nicht. Dafür gibt es eingängige Ohrwürmer von Queen, Peter Maffay, Marius Müller-Westernhagen, Sailor, Frank Zander, Gloria Gaynor, Heintje und vielen vielen mehr. Dargebracht mit den hochkarätigen Stimmen der Ensemble-Mitglieder und Gäste des MiR am Klavier begleitet vom neuen Kapellmeister Thomas Rimes.
Ein ganz großes Lob auch an die Bühne und die Kostüme von Britta Tönne, die die Sänger und die Sängerin durch ihre Verkleidungen zu echten Typen werden ließ, wie das Leben sie schreibt: vom spießigen Rentner, über den Yuppie, zum Macho und Biedermann bis hin zum Hardcore-Schalkefan, Sportsman und der Kioskbetreiberin, die bei allem Respekt auch in einem anderen Etablissement gut aufgehoben gewesen wäre.

Mit sehr viel Spielwitz und eben ihren wunderbaren Stimmen bereitete das gesamte Team den Zuschauern einen unvergesslichen Abend, der pure Unterhaltung und sehr viel Spaß bereitete und durchaus dazu animiert, sich „Männer“ noch das ein oder andere Mal zu gönnen, und zwar egal ob Mann oder Frau.

Stadtspiegel Gelsenkirchen

Mannsbilder zum Knutschen

Sind alle Männer Schweine? Oder doch nur Waschlappen ohne Mumm, die nach Mammas Liebe schmachten? Wer am Musiktheater im Revier (MiR) in Franz Wittenbrinks Liederabend „Männer“ bis zum aufgeblähten Opern-Finale mit dem Erscheinen des Steinernen Gastes aus „Don Giovanni“ tapfer durchhält, entdeckt da seine Zweifel. 

Möchtegern-Machos gegen verkappte Muttersöhnchen, lautet die Spielregel. Aber eines vereint die acht Mannsbilder auf der Bühne des Kleinen Hauses bei allem Alters- und Milieu-Unterschied. Sie sind allesamt Fußball-Fans. Und das heißt in Gelsenkirchen: Fans des immer wieder mal schwächelnden Traditionsclubs Schalke 04.
Dass am Premierenabend das über einen Mini-Bildschirm flimmernde Spiel gegen die Berliner Hertha siegreich ausging, passt nicht so recht ins Bild. Denn bei Wittenbrink beginnt alles mit dem Frust über ein wieder mal verlorenes Spiel. Fußball spielt dann auch bald schon keine Rolle mehr, wenn der männliche Psycho-Striptease ausbricht.

Wittenbrink hat seine Milieustudie 1997 geschrieben – zwei Jahre nach dem Liederabend „Sekretärinnen“. „Männer“-Regisseur Thomas Weber-Schallauer tat gut daran, seine Kerle nicht im Stadion auftreten zu lassen sondern im typischen Revier-Milieu eines Büdchens unter dem Namen „Zur scharfen Ecke“ an der Emmastraße mit Katja Boost als draller Pächterin. Die von Ausstatterin Britta Tönne bis ins kleinste Detail genau nachempfundene Pott-Umgebung ist schon die halbe Miete für den Erfolg eines Abends, der die Kasse klingeln lassen dürfte.
Auf 35 Nummern und fast zweistündige Spieldauer ist der Männer-Abend aufgeplustert. Songs ersetzen die fehlende Handlung. Weber-Schallauer lässt kaum ein Klischee aus. Und im deftigen Humor kennt seine Inszenierung auch nach unten kein Limit.

Ihre Stärke gewinnt die umjubelte Aufführung durch Wittenbrinks schräge Arrangements vom Schubert-Kunstlied bis zum durchgenudelten Schlager. Und durch die Hingabe, mit der acht gestandene Sänger, nicht Schauspieler, Typen mit Witz nachzeichnen. E. Mark Murphy als schmachtender Hardcore-Fan in Schalke-Kutte, Joachim G. Maaß als dröger Herbert-Knebel-Verschnitt, Michael Dahmen als braver Kerl mit Teddybär im Aktenkoffer, Piotr Prochera als Ausgeflippter, Jacoub Eisa als Draufgänger, Philipp Werner als friedensbewegter Softie, Christian Henneberg als Smartie und in der Rolle des fidelen Alten Klaus Brantzen  – das sind Mannsbilder zum Knutschen. Wenn Paulchen Kuhns „Es gibt kein Bier auf Hawai“ als Kanon erklingt, James Browns „Sex Machine“ oder Herbert Grönemeyers „Flugzeuge im Bauch“ zu Thomas Rimes’ flotter Klavier-Begleitung verulkt werden, und der Hit „Wild things“ der „Troggs“ zum dröhnenden Kracher gerät, wird eines klar: Das ist kein Männer-, es ist eher ein Damen-Abend.


Recklinghäuser Zeitung

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