2025-26

dancing

schindowski

Tänzer

Gelsenkirchens und Umgebung

Dramaturgie

es singen

Inszenierung und Choreografie

und Jugendliche verschiedener Schulen

Bühne

Tänzerinnen

Choreografische Mitarbeit

Kostüme

Heavy Music - Cool...

Kleines Haus

Heavy Music – Cool Love

2010-11

Pralle Augenweide

Exzessiv feiern, bis der Arzt kommt. Das lebt die Schicki-Micki-Gesellschaft im Disko-Club „Heaven“ rigoros aus.
Sie ist der Schauplatz der letzten Party, die der Gelsenkirchener Ballettchef Bernd Schindowski mit seiner Truppe und vier Dutzend tanzenden, musizierenden und schauspielernden Schülern im letzten seiner ambitionierten Jugendballette im Kleinen Haus des Musiktheaters im Revier (MiR) feiert. „Show me – Coco Jones“ heißt die unter Zeitdruck entstandene 14. Folge der Reihe „Heavy Music – Cool Love“. Dieser Zeitdruck widerspricht indes dem zeitaufwendigen Anspruch, Jugendliche mit ihrer Kreativität und ihrer eigenen Kultur einzubinden.
Entstanden ist eine mit heißer Nadel gestrickte szenisch-musikalische Flicken-Collage um ein scheinbar umworbenes, in Wahrheit vereinsamtes Partygirl. Der Rausch, dem es mit Drogen und Alkohol frönt, besiegelt den schleichenden Untergang. Wie bei Janis Joplin, die 1970 eine Überdosis Heroin hinraffte. Was die Ikone der rebellischen, gesellschaftlichen Konventionen entsagenden Hippiekultur mit den Disko-Queens einer heutigen kommerzialisierten Party-Scheinwelt gemein hat, bleibt freilich Schindowskis Geheimnis.
Immerhin kommt so eine professionelle Sängerin zum Zuge. Kess begleitet von einer munteren Schülerband, gibt Christa Platzer einen Joplin-Song nach dem anderen zum besten. Leider allzu laut und schrill ausgesteuert. Das Explosive der Amerikanerin bleibt unerreicht.
Allzu moralisierend wirken die von einem Schülerchor vorgetragenen „Gedanken eines Zweiflers“ aus Schindowskis hintergründigem gleichnamigen letzten Ballett im Großen Haus. Die Choreografie wirkt stellenweise, als stecke die Compagnie noch in den letzten Proben. Aber Manfred Dorras Spiegelbühne mit bunten Disco-Lasereffekten ist eine pralle Augenweide.

Recklinghäuser Zeitung

Ein Ende mit hellem Licht

Wie tief ist unsere Gesellschaft schon gesunken? Wie steht es um Werte, den Glauben, unsere Moral? Durch die Augen der Hauptfigur Coco Jones (Christa Platzer), sieht diese Welt so aus: lieblos, verlogen und einsam. Durch die kraftvollen Songs von Janis Joplin singt sie sich den Kummer und die Wut von der Seele, sei es allein oder im Duett mit dem Sänger Christoph Kreutzer, der auch in seinen Solo-Parts mit einer düster angehauchten Stimme die Atmosphäre überzeugend rüberbringen konnte. Cocos Orientierungslosigkeit und Verzweiflung schwingen in der ausdrucksstarken Stimme der Sängerin deutlich hörbar mit und so kann man gar nicht anders, als ihren Zweifel an der Aufrichtigkeit dieser Welt mitzuempfinden. Überraschend tiefgründig ist das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen den Profis des Musiktheaters und Schülern der Gesamtschule Essen-Holsterhausen und des Pestalozzi-Gymnasiums in Herne, welche eine beeindruckende Leistung ablieferten. Gekonnt spielten die Jugendlichen die Live-Musik, tanzte die Tanz AG auf der Bühne mit den professionellen Tänzern und selbstsicher sprachen die Neuntklässler in dem Sprechteil der Inszenierung ihren schwierigen Text.
Sie philosophierten in teilweise schon grotesken Beispielen über den Tod und das Leben, buchstäblich über Gott und die Welt und griffen dazu als Denkanstoß Gustave Flauberts „Gedanken eines Zweiflers“ auf. Besonders während dieses Teils ist die Choreographie klar ausgearbeitet, während im Vordergrund geredet wird, wird im Hintergrund die Zerrissenheit in Tanz umgesetzt. Die Tanz-Soli sind emotionsgeladen und voller Weltschmerz, wohingegen in manchen Gruppenszenen die Länge und das Durcheinander das Auge ein wenig überforderten.
Besonders schön war auch das Bühnenbild, das mit nicht viel mehr arbeitete als der Farbempfindung schwarz und großen Spiegeln, welche verschiedene Blickwinkel auf das Geschehen zuließen. Durch Lichteffekte eröffneten sie sogar die Perspektive einer zweiten Ebene.
Auch Coco wird zum Schluss der Produktion eine neue, eine bessere Perspektive aufgezeigt und so endet das Werk nach vielen finsteren Gedanken schlussendlich mit hellem Licht.

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Regional)

Heavy Music - Cool Love 2011

Mit seinem Tanzprojekt „Heavy Music – Cool Love” hinterlässt uns Gelsenkirchens scheidender Ballettchef Bernd Schindowski ein beispielgebendes Stück Theatergeschichte. In den 14 letzten seiner 33 Spielzeiten am Musiktheater im Revier hat er unter diesem Titel das Experiment gewagt, Jugendliche aus den verschiedensten Schulen der Region in seine Ballettarbeit mit einzubeziehen, und der Erfolg war ganz und gar ungewöhnlich: In den letzten Spielzeiten waren über 150 Jugendliche in Schindowskis Balletproduktionen involviert, und daraus entwickelte sich ein ganz neues jugendliches Theaterpublikum. Mittlerweile hat das Projekt Schule gemacht und wird von anderen Städten übernommen.
Schindowskis letztes Projekt dieser Reihe ist konzentrierter, geraffter als in den Jahren zuvor; diesmal sind „nur“ 50 Jugendliche aus fünf umliegenden Schulen beteiligt. Die Aussage wird mehr als zuvor von den Profis bestimmt; und was  sie der Jugend vermitteln will, ist offensichtlich ein zukünftig stärkeres gesellschaftskritisches Engagement. Zu Beginn wird tänzerisch wie musikalisch eine Gesellschaft beschworen, die ohne Skrupel ihren Phantasien freien Lauf gelassen hat, und als Idol dieser hemmungslosen Zeit wird Janis Joplin ins Spiel gebracht, deren exzentrische Songs Christa Platzer mit unglaublicher Einfühlungskraft zu singen vermag.
Aber dann stellt Schindowski dieser orgiastischen Musik einen sehr verzweifelten Text des erst 17-jährigen Gustav Flaubert entgegen, den dieser schon 1838 geschrieben hat; er wird von den Schülern, fast wie ein antiker Chortext, und nun ohne Musik, ins Spiel gebracht, und er kippt die Stimmung total. Er hält nämlich diesen Exzessen ungehemmter Lebensgier den Spiegel des Todes vor.
Schindowskis Methode, Gegenwelten ineinander zu verwickeln und damit Horizonte aufzureißen, gelingt ihm hier geradezu abrupt; und das ist wohl auch seine Absicht, nämlich vor allem der Jugend, die er involviert hat, keine euphorischen Antworten zu hinterlassen, sondern sie, angesichts einer ungewissen Zukunft, aufzurütteln und vor Fragen zu stellen.


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Heavy Music – Cool Love

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Ein Ende mit hellem Licht

Heavy Music - Cool Love 2011

Pralle Augenweide