2024-25

singing

opera

Dramaturgie

Kammerzofe

Sir Robert Cecil, Minister des Königlichen Rates

Penelope, Lady Rich, Schwester von Essex

Der Bürgermeister von Norich

Henry Cuffe, Ein Gesandter aus Essex

Choreografie

Choreinstudierung

Sir Walter Raleigh, Kapitän der Leibwache

Robert Devereux, Graf von Essex

Bühne und Kostüm

Ein blinder Balladensänger

Musikalische Leitung

Nachdirigat

Charles Blount, Lord Montjoy

Elizabeth I

Der Geist der Maske

Inszenierung

Zeremonienmeister

Kinderchoreinstudierung

Frances, Gräfin von Essex

Gloriana

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[L]-Gloriana

Großes Haus

2009-10

"Sie ist das Aschenputtel unter den Opern Benjamin Brittens: Gloriana, entstanden zur Krönung Elizabeths II. im Jahr 1953. Doch es bedarf eigentlich keines Wassers und keiner Seife, um die strahlende Schönheit zu Tage zu fördern, die unter Asche und Schmutz verborgen ist. Es bedarf nur einer so ideenreich wie gekonnt arbeitenden Regisseurin wie Elisabeth Stöppler und eines umsichtigen Dirigenten wie Rasmus Baumann. (...) Einfach frappierend, wie es Stöppler und besonders auch Ausstatterin Kathrin-Susann Brose gelingt, gerade in den beiden eher handlungsarmen ersten Akten ihr Publikum zu fesseln. Die Drehbühne schafft immer wieder neue Orte: Ein überdimensionaler Buchsbaum lässt einen Barockgarten entstehen, ein nüchterner ovaler Tisch eine Kabinettsatmosphäre wie bei Angela Merkel und ein Majordomus mit Stab den barocken Hof. Das ist alles absolut gekonnt wie auch die ausgefeilte Personenführung und das perfekt choreografierte Fest bei Hofe (Kristin Schaw Minges). Und dann sind da noch diese zutiefst berückenden Bilder: das traumhafte Tanzpaar, das Elizabeth und Essex während des barocken Maskenspiels so intensiv verkörpern; und der Coup zum Schluss: Die Königin unterschreibt nicht nur das Todesurteil, sondern erdolcht Essex auf offener Bühne. Intensiver, eindringlicher hätte man wohl nicht in den Kern von Brittens Oper vordringen können. In diesen Kern drang aber auch die an diesem Abend großartige Neue Philharmonie Westfalen. Rasmus Baumann am Pult gelingt es, die suggestive Wirkung von Brittens Partitur voll zu entfalten. Diesen unnachahmlichen Mix von Bläserfanfaren, Lautenliedern, höfischen Tänzen, donnernden Chören und zarten Ensembles – da hört man viele Anklänge an die gute alte englische Tradition des 16. und 17. Jahrhunderts, doch es bleibt immer Musik von Benjamin Britten. Unglaublich farbig, spannend, abwechslungsreich, immer von größter Expressivität. Majken Bjerno verkörpert Elizabeth mit großer Leidenschaft und nirgends versiegender Ausdrucksstärke, mit kernigem Ton und unverwechselbar breit ausschwingendem Tremolo. Den ungestümen Essex gibt Lars-Oliver Rühl sicher und mit großen Gefühlsausbrüchen. Blendend aufgelegt zeigt sich Piotr Prochera als Sir Robert Cecil, Minister des königlichen Rates. Das übrige Ensemble – Brittens Gloriana ist ein äußerst personalintensives Stück - füllte die mittleren und kleinen Rollen auf das Feinste aus – wobei mit Lee Poulis als Lord Mountjoy ein junges Talent aufhorchen ließ. Grandios auch der Chor, der Extrachor sowie der Gelsenkirchener Kinderchor (Christian Jeub und Alfred Schulze-Aulenkamp). Das Publikum wurde von dieser wirklich außergewöhnlichen Produktion in den Bann gezogen und applaudierte begeistert." 

Opernnetz.de

"Nach der hoch gelobten Produktion von „Peter Grimes“ in der vergangenen Spielzeit nun „Gloriana“, die 1953 zur Krönung von Elisabeth II. ihre skandalumwitterte Uraufführung erlebte: Die Königin, damals 28 Jahre jung, hatte die Botschaft des Werkes nicht verstanden – warum? Zwischen Liebe und Staatsräson Im Mittelpunkt der Oper steht Elisabeth I., die von 1558 bis 1603 England regierte und der man den Beinamen „Gloriana“ verlieh. Die Oper handelt von ihrem Konflikt, sich zwischen Liebe und Staatsräson entscheiden zu müssen. Die Königin liebt den Grafen von Essex, aber ihr Amt zwingt sie, den Geliebten als Aufrührer zu verurteilen und selbst zu töten. In der Oper wird der Konflikt verblüffend visualisiert: Die Königin agiert als „Gloriana“ im Gewand und Interieur der 1950er Jahre, aber in allen Konfliktsituationen erscheint „Elisabeth I.“ im historischen Habit der Renaissance-Zeit. Majken Bjerno und Judith Jacob ersingen und erspielen dieses gespaltene Ich grandios, und Lars-Oliver Rühl ist als Graf von Essex ein hinreißend singender Liebhaber. Um sie herum ein großes Aufgebot an Solisten, Tänzern und Chören – auch sie, zwischen historisch und modern, immer wieder die Gewänder wechselnd. Doppelbödigkeit Regisseurin Elisabeth Stöppler, die schon „Peter Grimes“ inszenierte, und Kathrin-Susanne Bose (Bühne und Kostüme) sind ein ideales Regieteam; da stimmt einfach alles im Miteinander und in der Doppelbödigkeit von solistischer Führung, von Massenszenen und Interieur. Das Beglückende ist, dass die Szenerie genau das vermittelt, was die Musik Brittens auszeichnet und vorgibt: das Gegen- und Miteinander von Renaissance-Stilen und neoklassischer Moderne. Britten beschwört die Musik und die Dramaturgie des Elisabethanischen Zeitalters und transponiert sie in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Die Neue Philharmonie Westfalen unter Chefdirigent Rasmus Baumann setzt die Musik überzeugend um. Ob Elisabeth II. heute versteht, warum wir ihr Krönungsgeschenk zu den Meisterwerken der britischen Opernliteratur zählen? Der Premierenbeifall wollte kein Ende nehmen."

Ruhr-Nachrichten

"Gloriana ist der Name, den Edmund Spenser in seinem Poem „The Fairy Queen“ Königin Elizabeth I. verlieh. Darauf bezieht sich Benjamin Britten in seiner Oper „Gloriana“, einem Auftragswerk zur Krönung Elizabeth II., das 1953 für den vielleicht größten Skandal in der Geschichte des Londoner Opernhauses Covent Garden sorgte.(...) Verständlich, daß diese aus Sicht der Queen nur musikalisch prächtige Krönungsoper nicht eben häufig auf den Spielplänen der britischen Opernhäuser zu finden ist? Nach dieser grandiosen Neuentdeckung am Gelsenkirchener Musiktheater im Revier, das sich schon immer einer besonderen, für die Größe des Hauses erstaunlichen Britten-Pflege verpflichtet hat, sicherlich nicht! Nach „Albert Herring“ (1990), „Tod in Venedig“ (1993) und „Die sündigen Engel“ (1997) ist unter dem Intendanten Michael Schulz im vergangenen Jahr mit „Peter Grimes“, dem als Sensation empfundenen, überregional wahrgenommenen Debüt der jungen Regisseurin Elisabeth Stöppler, eine „Trilogie der Außenseiter“ begonnen worden, die auf ein bewährtes Dreier-Team setzt mit dem musikalischen Leiter Rasmus Baumann, der Regisseurin Elisabeth Stöppler sowie der Ausstatterin Kathrin-Susann Brose und die Ende Mai 2011 mit dem 1962 in der wiederaufgebauten Kathedrale von Coventry uraufgeführten „War Requiem“ ihren Abschluß findet. „Gloriana“, seit zwei Jahrzehnten erstmals wieder in Deutschland inszeniert, beginnt am Kennedyplatz mit einem stummen Prolog: Im Konferenzraum einer konstitutionellen Monarchie, wo sich Kaffeetassen und Wassergläser ganz profan vor dem Ständer mit dem Union Jack und der Königsflagge stapeln, wo „De Telegraf“ und der „International Herald Tribune“ gelesen wird, aber auch der lachsfarbene linksliberale Mailänder „Corriere della sera“, kann sich die Gloriana der geschäftigen Business-Dame Majken Bjerno kaum den stürmischen Avancen des geradezu südländisch entflammten Essex (Lars-Oliver Rühl) erwehren, der ’ran geht wie Blücher in der Schlacht bei Waterloo.(...)Elisabeth Stöpplers knapp dreistündige Inszenierung begeistert durch bildmächtige Szenen in einer Opulenz, wie wir sie in Bernardo Bertoluccis filmischen Epen („Novecento“) auf der Cinemascope-Leinwand bewundert haben. Zu der neben den sängerisch hervorragenden Protagonisten, ausdrücklich zu nennen Petra Schmidt und Lee Poulis, eine auch schauspielerisch brillante Anna Agathonos und ein erneut vorzüglicher Chor.(...)Ein großer Wurf, der mindestens die „Peter Grimes“-Resonanz verdient hätte." 

Sonntagsnachrichten Herne

Ein Britten wie ein glitzernder Juwel

"Britten widmete der Queen keine devote Huldigungsoper. Wie ein Menetekel führte er der 28-jährigen neuen Regentin das zwiespältige Charakterbild der als Gloriana verewigten legendären Elisabeth I. vor. Was damals Anstoß erregte und dazu führte, dass dieses groß besetzte Werk sogar in England nur selten aufgeführt wurde, erweist sich heute als besondere Qualität. „Gloriana“ ist ein vielschichtiges Charakterdrama von imponierender musikalischer Qualität, das von den Anfechtungen der Macht und ihrem hohen Preis erzählt. Als großes Welttheater von Shakespeare-Format hat das Musiktheater im Revier (MiR) dieses verkannte Meisterwerk in einer stürmisch umjubelten überragenden Ensembleleistung aus einem Guss wiederentdeckt. Damit ist dem mutigen Gelsenkirchener Haus ein musikdramatisches Ereignis von Kulturhauptstadt-Format gelungen. Das Drama beginnt als stummes Spiel. Lord Essex (mit schönem englischem Idiom: Lars-Oliver Rühl) nähert sich der in Regierungsgeschäfte vertieften Queen und wird abgewiesen. Der dreiste Galan lässt nicht locker, und plötzlich gibt die Regentin ihrer verhängnisvollen erotischen Neigung zu dem ehrgeizigen Hitzkopf nach. Elisabeth Stöppler, der das MiR mit „Peter Grimes“ das Spitzenereignis der letzten Saison verdankt, zeigt die Queen im Zwiespalt von Staatsräson und persönlicher Neigung. Als Essex sie nach der Ernennung zum Vizekönig von Irland durch sein Versagen im Kampf gegen die Rebellen enttäuscht und ihr durch die Rebellion seiner Anhänger gefährlich wird, besiegelt sie nach langem Ringen mit einem Federstrich seinen Tod. In Majken Bjerno hat die junge Regisseurin eine Idealbesetzung für diese Kräfte zehrende Partie gefunden. Mit glühender Intensität und expressiver Dichte beglaubigt die Sopranistin in einer fesselnden Charakterstudie ihr inneres Ringen. In raffinierter Spiegelung lässt die Regisseurin Brittens Oper nicht komplett in historisierendem Renaissance-Kolorit spielen. Der Rückblende setzt sie die Gegenwart entgegen. Und das verleiht dieser Aufführung aktuelle Brisanz. Der Queen von heute tritt Gloriana in historischem Gewand (Judith Jakob) als innere Stimme entgegen – ein erhellender Einfall. Nichts ist zufällig in Elisabeth Stöpplers minutiöser Inszenierung. Und noch in der Fülle der Parallelaktionen ist das Bühnengeschehen mit Spannung getränkt. Großartig gelingt das in eine märchenhafte Renaissance-Kulisse (Ausstattung: Kathrin-Susann Brose) entrückte Maskenspiel des zweiten Aktes. Die auch in der kleinsten Rolle überzeugende beträchtliche Solistenschar, der zur Höchstform auflaufende Opernchor, der Gelsenkirchener Kinderchor und die Neue Philharmonie Westfalen vereinen sich zu einer musikalisch imposanten Leistung. Ob feiner Kammerton oder Wagnersches Gleißen im Blech, pompöse Wucht im pentatonischen Mussorgsky-Zitat oder Purcell-Anleihe im höfischen Tanz – Chefdirigent Rasmus Baumann zeigt ein Meisterstück an plastisch genauer Britten-Eloquenz, feiner dynamischer Schattierung, duftiger Transparenz und klug dosiertem Prachteffekt. Ein Britten wie ein glitzernder Juwel."


Recklinghäuser Zeitung

"(...) Regisseurin Elisabeth Stöppler, die bereits Benjamin Brittens „Peter Grimes“ auf die Bühne des Musiktheaters gebracht hat, umgeht durch einen bestechenden Kunstgriff die Falle des allzu Historischen oder Historisierenden, die Brittens Werk durchaus birgt. Stöppler zweiteilt die Figur: in eine moderne Herrscherin Elisabeth (Majken Bjerno), die anfangs in einer Art Oval Office ihren Geschäften nachgeht, umwuselt von einem „Hofstaat“ aus Parteifreunden, Geschäftspartnern, Lobbyisten; und in eine stilechte „Gloriana“ (Sopranistin Judith Jakob in einer stummen Rolle!). Jede ist der Schatten, das Spiegelbild ihrer selbst. Die Erinnerung an die Vergangenheit und die Erfahrung der Gegenwart durchdringen sich mehr und mehr. Der Konflikt zwischen politischer Macht und persönlicher Ohnmacht wird so noch einmal vertieft, verdichtet. Elisabeth/Gloriana wird zur zeitlosen Symbolfigur. Die Doppellösung eröffnet nicht nur der Regie, sondern auch Kathrin-Susanne Brose (Bühnenbild/Kostüme) alle szenischen Möglichkeiten zwischen realistischem Zeit-Stück und opulent ausgestattetem, augenzwinkernd serviertem Historiendrama – ohne dass die Übergänge je etwas anderes wären als fließend, ja selbstverständlich. Ein Mindestmaß an elisabethanischer Atmosphäre ist ohnehin geboten für das musikalische Kernstück der rhythmusstarken Oper, die fünf „Courtly Dances“, die wunderbaren höfischen Tänze, die oft als eigenständiges Konzertstück aufgeführt werden und mit deren Einstudierung am Musiktheater der amerikanischen Choreographin Kristin Schaw Minges ein kleines Meisterwerk gelungen ist. Großartiges leistet auch der von Christian Jeub einstudierte Chor, der in dieser chorischen Oper über weite Strecken ohne Instrumentierung agieren muss; und die Perkussions-Sektion der von Rasmus Baumann geleiteten Neuen Philharmonie Westfalen ist gnadenlos gut. Der lang anhaltende Premierenbeifall (gab es in dieser Spielzeit einen länger währenden?) galt allen, be­sonders aber dem wieder groß auftrumpfenden Lars-Oliver Rühl als Essex und der überragenden Majken Bjerno, die den Abend zu einem Fest der Stimmen machten."

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Regional)

Die Oper um Königin Elisabeth I., die sich ihre leidenschaftliche Liebe zu ihrem Günstling Robert Devereux, dem Grafen von Essex, versagt, fristet im gängigen Opernrepertoire ein Schattendasein. Die Uraufführung am 8. Juni 1953 anlässlich der Krönung Elisabeths II. geriet zum Fiasko; wohl zu schmerzhaft wurde dem Publikum die Zerrissenheit einer Persönlichkeit an den Schaltstellen der Macht gezeigt, die sich stets zwischen ihren persönlichen Neigungen und kalter Pflichterfüllung entscheiden muss. Stöpplers Regie befragt zum einen Brittens Partitur, indem sie dessen Gegenüberstellung alter Musik (Tänze aus der Renaissance) und neuer Musik (des 20. Jahrhunderts) in ihre Inszenierung übersetzt und die Protagonisten mal in historischen, mal in zeitgenössischen Kostümen (Ausstattung: Kathrin-Susann Brose) auf der Bühne agieren lässt. So zeigt sie die Titelfigur à la Angela Merkel im Anzug am Kabinettstisch mit ihren Beratern und schafft so Querverbindungen zwischen den politischen Ränkespielen am Hofe Elisabeths und dem Lobbyistentum unsrer Tage. Zum anderen nutzt Stöppler immer wieder das auf der Bühne positionierte Personal, vor allem den Chor, um psychosoziale Räume zu schaffen, ein Kunstgriff, den sie schon in „Peter Grimes“ einzusetzen wusste und der das Innenleben der Protagonisten stets greifbar macht. Chefdirigent Rasmus Baumann arbeitet die sehr kontrastreiche Musik in allen Instrumentengruppen hervorragend heraus und beweist, dass Britten wie kaum ein anderer Komponist in der Lage ist, sowohl die äußeren Spannungen bei Hofe als auch die innere Seelenlage der Protagonisten musikalisch zu kommentieren. Zum Gelingen dieser „Gloriana“ trägt nicht zuletzt ein bis in die kleinste Nebenrolle perfekt agierendes Ensemble bei. Majken Bjerno glänzt musikalisch wie schaupielerisch in der Titelpartie und knüpft nahtlos an ihre bisher am MiR gezeigten Darbietungen an. Judith Jakob, als Elisabeths/Glorianas alter ego im historischen Renaissancekostüm zeigt mit bedrohlicher Mimik, dass man in einer Oper auch in einer nahezu stummen Rolle glänzen kann. Lars-Oliver Rühl bestätigt den guten Eindruck, den er zuletzt in „Die lustigen Weiber von Windsor“ gemacht hat, lässt somit schwächere Auftritte vergessen und zeigt als Essex vielleicht seine beste Leistung am MiR.

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Ein Britten wie ein glitzernder Juwel

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